Arbeitskreis Judentum im Wasgau · 66994 Dahn otmar_weber@gmx.de

Wir über uns

Der Arbeitskreis Judentum im Wasgau stellt sich Ihnen vor

Wir sind ein kleiner Arbeitskreis von zwei Personen. Tätig sind wir seit 1988. Anlass unserer Tätigkeit war die 50. Wiederkehr der Reichspogromnacht von 1938. Uns interessierte, was damals in Dahn geschehen war. Da zur jüdischen Geschichte vor Ort so gut wie Nichts vorhanden war – auch hier wurde, wie anderenorts, verdrängt und tabuisiert – begannen wir zu recherchieren.

Um Ostern 1988 wollte ich Akteneinsicht im Stadtarchiv Dahn nehmen. Nachdem ich mit Unterschrift auf vorgedruckten Formularen bestätigt hatte, die Vorschriften der Datenschutzgesetze einzuhalten, durfte ich aus dem Findbuch, das von Reg. Amtmann i.R. u. Archivpfleger, Hermann Weber, 1968 in vorbildlicher Weise bearbeitet und erstellt worden war, die gewünschten Akten schriftlich bestellen. Als ich die Akten zum ausgemachten Termin abholen wollte, erlebte ich eine böse Überraschung. Verbandsbürgermeister, Hermann Aeckerle, verweigerte die Aktenherausgabe und verwies mich aus dem Archiv.
Er begründete seine Handlungsweise, dass im Archiv gefährliche Akten lagerten und ich angeblich geäußert habe, nachweisen zu wollen, dass die Dahner mit den Juden schlimmer verfahren sind, als sie es unbedingt mussten. Außerdem hätte ich vor, noch lebende Personen zu diffamieren! Dem habe ich widersprochen, weil dies üble Beschuldigungen waren, um mich dem Archiv fernzuhalten. Seit diesen Attacken gelte ich in Dahn als der Judenweber. Es kam zum sogenannten Dahner Archivstreit. Der Verlauf dieses Streits ist durch Presseartikel der regionalen und überregionalen Medien von 1988 bis 1990 bestens dokumentiert.
Nach langen Streitigkeiten und einem Termin beim Verwaltungsgericht wurde mir im September 1989 erlaubt, Einblick in das Archiv zu nehmen. Doch welch Überraschung: Die zuvor von Aeckerle als gefährlich bezeichneten Akten (Judenakten) waren im Findbuch hinterm Titel jetzt mit einem kleinen f (f = fehlt mit Bleistift) versehen und spurlos verschwunden. Insgesamt fehlten 33 Akten. Die Hoffnung bleibt, dass sie nicht vernichtet, sondern versteckt wurden.

In den folgenden Jahren setzte der Arbeitskreis verstärkt seine Informations- und Aufklärungsarbeit mit Vorträgen, Referaten, Führungen und Ausstellungen fort. Regelmäßig erschienen Berichte in der regionalen Presse. Beiträge, Broschüren und Bücher wurden veröffentlicht.
Kontakte zu noch lebenden Juden in Deutschland, Frankreich, Israel, Argentinien, Brasilien, aber hauptsächlich in den USA wurden aufgenommen und intensiviert. Ein Höhepunkt war das Heimattreffen ehemaliger jüdischer Mitbürger im Sommer 1991. Seit dieser Zeit mehren sich die Besuche von Kindern und Enkelkindern, die sich auf Spurensuche ihrer Vorfahren in den Wasgau begeben.
2013 wurde Johanna Levy und 2016 ihr Mann Karl-Heinz Levy auf dem jüdischen Friedhof Busenberg beigesetzt. Claude Levy, der letzte im Wasgau geborene Jude, fand am 21. Mai 2020 seine letzte Ruhe auf dem Weißenburger Judenfriedhof.

2016 wurde am jüdischen Friedhof Busenberg eine Informations- und Gedenkanlage errichtet.

Im Jahre 2020 erstellt der Arbeitskreis eine Homepage judentum-im-wasgau.de mit dem Ziel, die vorliegenden Forschungsergebnisse zur Geschichte der Juden im Wasgau
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


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